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Schilderungen einer Möwe

in Nachdenkgeschichte 18.10.2012 21:27
von Bille • 3.174 Beiträge

In ihrer letzten jüngsten Begegnung traf die Möwe auf eine Katze.

Wie es geschah, das wird mit dieser wahren Geschichte überliefert -
und es geschah so:

Die Möwe zog einsame Kreise am Himmel, als folgendes passierte.
Am Rande des rauen Meeres war ein Strand.
Auf dem Strand sah sie ein anderes Wesen.

"Ohhh...oooh" entfuhr es der Möwe verzückt,
als sie das fremde Wesen beim Fischen traf.

"Was bist du für ein Tier ?" schrie sie beim Landeanflug.
Die Katze blickte auf und entgegnete: "Ich ? Ich bin eine Katze."

"Angenehm Katze. Ich bin eine Möwe. Und wie ich sehe,
haben wir etwas gemeinsam...", so flötete die Möwe,
die mittlerweile neben der Katze gelandet war.

"Was denn...?" schnurrte die Katze interessiert.

"Wir mögen beide den Fisch, den du vor dir hast" beeilte sich
die Möwe, das was sie meinte, es der Katze zu erklären.

"Das freut mich" stellte die Katze fest und miaute:
"Wollen wir den Fisch teilen und Freunde werden ?!?!"

"Das ist eine wunderbare Idee" fand die Möwe
nun aufgeregt um die Katze flatternd.
Das war eine höchst seltene höchst freundliche Einladung.

Pick.Pick.Pick. So pickte die Möwe den Fisch von der Katze.
Die Katze schaute sich dies aber nur teilnahmslos an.

Als die Möwe den Fisch verspeist hatte,
fragte sie, die Möwe, deshalb die Katze nach dem Warum.

"Hattest Du keinen Appetit mehr auf mehr ?
Wir hätten doch gemeinsam
jeweils etwas von dem Fisch haben können ?" sprach die Möwe.

Die Katze die eben noch so schnurrte,
wurde zur Katze, die nur noch so knurrte,
dass die Möwe ganz unsicher wurde,
was denn nun bittesehr nicht mehr stimmte.

"Sag, Kätzchen, stimmt etwas nicht mit Dir ?"
fragte die Möwe nach.

Die Möwe sah mit zunehmender Sorge,
dass die Katze ihre Krallen ausgefahren hatte.

Und im nächsten Augenblick schon fuhr die Katze
mit der Tatze durch die Luft.
Sie striff die Möwe mit den Tatzenkrallen,
dass die Möwe ganz ganz viel Federn ließ.

Die Möwe ließ so viele ihrer Federn,
dass die Möwe annahm
ein ganzer Flügel wäre aus ihr herausgerissen worden.

Was für ein harter Schlag nach dem anderen !
Ob die Möwe noch fliegen konnte ?
Aufgeregt sprang sie im Kreis um die Katze herum.

Au weh, dachte die Möwe dabei bei sich,
au weia, da habe ich zu vorschnell
mein ganzes Vertrauen in eine Freundschaft gesteckt.

Mir ist zwar auch etwas geschenkt worden
- Aber zu welchem Preis ? Meiner Freiheit ? Meinem Leben ?

Habe ich falsch gehandelt, ende ich nun verwandelt,
falsch gelandet gestrandet versandet ?

In mehreren Kraftakten stieß sich die Möwe von der Katze ab.

Mit viel Anstrengung und Konzentration auf die Flügel
die die Möwe zu Verfügung hatte, gelang ihr der Schwung,
der Flügelschwung, noch einer und noch einer -
bis sie immer mehr an Höhe gewann
vor der austeilenden auskeilenden Katze.

Immer höher und höher flog die Möwe.
Die Katze, eben noch so groß, so bedrohlich
so rätselhaft und so plötzlich unberechenbar,
sie wurde immer kleiner und kleiner.

Der Möwe schmerzten die verletzten Flügel,
aber auch das kleine Herz in der Brust.

Irgendwann war für die Möwe die Katze
ganz ausser Sichtweite. Der Wind trug sie hinfort.

Das Herz der Möwe beruhigte sich wieder
mit dem nötigen Abstand zur Katze .

Und die Moral von der Geschichte ist nicht ganz klar,
wie sie war, was sie war, für die Möwe vielleicht die hier:
Nie wieder Fisch.
Nie wieder Katze.
Oder nie wieder fremde Katze mit Fisch.


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